Simon Leutenegger kommt aus der Schweiz (Winterthur) und ist ein sehr erfahrener Segelflugpilot. Er war gut 12 Jahre Mitglied der Schweizer Segelflug-Nationalmannschaft (1983–1995) und konnte einen 3. Platz auf der Europameisterschaft 1984 erfliegen. Weiterhin flog er bei fünf Segelflug-Weltmeisterschaften mit und wurde bei der Schweizer Meisterschaft zweimal Sieger (1991 und 1994). Darüber hinaus konnte er eine Reihe von Internationalen Wettbewerben für sich entscheiden. Allein sechsmal gewann er den „Coupe du monde de vol à voile en montagne“ in Vinon (Frankreich). Außerdem siegte er zweimal bei der „Coppa Internazionale del Mediterraneo“ in Rieti (Italien). Diese Liste könnten wir noch ein wenig erweitern… hier sein Erfahrungsbericht:
„Nach fast 5.000 Flugstunden größtenteils in der Standardklasse und als vehementer Verfechter des „planeur pur“ reizte mich die Vorstellung der rein elektrischen Start-Autonomie dann doch irgendwann ganz gewaltig. Hinzu kam die einzigartige Optik dieses wunderschönen Flugzeuges, von dem alle sagten, es sei so phantastisch zu fliegen und ich sprang mit Freuden über meinen eigenen Schatten.
Am 14. Januar 2012 saß ich dann zum ersten Mal drin in so einem „Ding“, bereits in meiner eigenen Antares. Und man kennt sie ja, diese begeisterten Berichte. Ich kann nur sagen: Stimmt alles! Die Wendigkeit ist trotz 20m Spannweite absolut vergleichbar mit der Standard-Klasse oder besser, was mir als passionierten Berge-Flieger und „costonaro“ (italienisch für Hang-Bolzer) natürlich enorm gefällt. Auch mit Wasser-Ballast, mit maximalen Abfluggewicht von 660 kg und einer Flächenbelastung von gut 52 kann man noch wunderbar den Hang-Konturen folgen. Die Ruderabstimmung ist sehr ausgeglichen und extrem leichtgängig. Das Kurbel-Verhalten ist leichtfüßig, sensibel und sehr thermikfühlig. Das Flugzeug hilft so bei der Thermiksuche freudig mit.
Das Cockpit lässt auch für meine Größe keine (anatomischen) Wünsche offen. Ich selbst fliege aufgrund meiner Größe ohne die verstellbare Rücklehne, aber mit einer separaten Kopfstütze. Und wenn diese Fliegerei nicht so „wow-ist-das-heute-wieder-super“ wäre, ich würde glatt einschlafen in dem bequemen „Sessel“. Die Sicht aus dem Cockpit ist fantastisch und meine sonnenverwöhnten Füße können sich weiterhin in der Sonne wärmen, bis ins hohe Alter.
Zur Start-Autonomie gehört natürlich die Ein-Mann-Montagehilfe. Mit dieser Aufrüsthilfe kann ich das Flugzeug selbstständig und allein binnen weniger Minuten aufrüsten.* Trotz der recht schweren Flügel wird der Rücken deutlich geringer belastet als bei der Montage meiner bisherigen Flugzeuge zu zweit. Auf Grasflächen ist es vielleicht etwas schwieriger als auf Hartbelag, aber wenn ich am Flugplatz von meinem Fahrrad steige und nach 55 Minuten Gas geben und abheben kann, „nel blu dipinto di blu“, dann ist die Welt in Ordnung.
Und der Antrieb? Also simpler geht’s nimmer, was aber nur für die Bedien-Oberfläche gilt. Dahinter steckt natürlich Technik ohne Ende und davor sollte man schon Respekt haben und sich ein wenig damit befassen, um die sehr übersichtliche Bedien-Einheit ausreichend zu verstehen. Unterdessen schaffen die Akkus bei leeren Wassertanks etwa 3.500 Meter Steighöhe. Das genügt mir gut, um in allen Lagen von Winterthur im Sägezahn auch in die 50 km entfernten Alpen zu tuckern und dort auf über 2.000 m über Meer Anschluß zu finden. Wenn mich die Aufwinde im Stich lassen sollten, bleiben noch genügend Reserven für eine sichere Verlängerung zu einem Flugplatz in der Nähe.
Die Leistungen kann ich am besten so beschreiben: Am Rieti-Wettbewerb 2012 (selbstverständlich vollgetankt) hatten wir am letzten Tag zum Schluß eine sehr lange Geradeausflug-Phase beginnend mit einem etwa 50 km langen Gleitflug in Talmitte, extrem schön… Dieser ging dann übergangslos in einen etwa 100 km langen und immer schneller werdenden Endanflug über. Ich war mit einer ASH 25 zusammen unterwegs und der Vergleich war so interessant, dass sich der ASH 25-Pilot anschließend sehr für mein Flugzeug interessierte…“