Dass ich zu meinem ersten Treffen mit einer Antares aufgebrochen bin, hatte etwas kuriose Gründe – ich hatte gehört, dass die Antares über ein großes Cockpit verfügt und ich bin bei Gewicht und Größe schon sehr nah an den Grenzen meiner LS 8. Als ich dann die erste Antares in voller Lebensgröße gesehen habe, war es „Liebe auf den ersten Blick“, was sich dann nur drei Stunden später in „Liebe auf den ersten Flug“ verwandelte.

Ich begann mir vorzustellen, wie sehr dieses Flugzeug meinen Anforderungen in Schottland (ich fliege von Portmoak aus, etwa ½ h nördlich von Edinburgh) entspricht, wo wir an einer Handvoll fantastischen Tagen perfekte Wellenflugbedingungen vorfinden – die Kombination von Komfort, guter Leistung bei hohen Geschwindigkeiten und Eigenstartfähigkeit war einfach unwiderstehlich.

Seit Übernahme meiner Antares 20E im März diesen Jahres habe ich bereits über 200 h und etwa 9000 km geflogen und unsere Liebesbeziehung vertieft. Ich hatte bei einigen Flügen mehr als acht Stunden im Cockpit verbracht und konnte immer noch den perfekten Komfort genießen. Die Gewissheit, lange Rückholtouren zuverlässig vermeiden zu können, gab mir Vertrauen, in immer weiter entfernte und unwirtlichere Gegenden vorzudringen, in denen nur sehr wenigen Außen­lande­felder existieren – und im Winter stehen diese auch noch voll mit Schafen. In 90 % der Fälle braucht man den Antrieb nicht – aber wenn, konnte ich mich 100 % darauf verlassen.

Auch die Gleitleistungen stimmten – sogar bei den schwachen Bedingungen der diesjährigen UK Mountain Soaring Championships verhalf mir der Segler zum Sieg – etwas, was ich während der letzten sechs Jahre vergeblich versucht habe. Bei starken Wetterbedingungen ist die Antares wirklich die Waffe der Wahl.

Am 10.08.2006 brach ich auf, den bestehenden britischen Geschwindigkeitsrekord für ein 300er Ziel-Rück zu brechen, der bei 121 km/h lag. Der Start bei Sonnenaufgang war traumhaft, und bei nicht perfekten Wellenbedingungen konnte ich einen Schnitt von 158 km/h realisieren und war noch vor der Wetterverschlechterung am Mittag wieder zu Hause.

Der November ist eine Zeit, in der viele Piloten ihre Spielgeräte über Winter einmotten – aber wir haben kürzlich heraus­gefunden, dass es die beste Zeit des Jahres sein kann. Das Wettergeschehen in Großbritannien ist nicht leicht vorher­sagbar, aber manchmal stoppt ein Skandinavien Hoch die Atlantischen Sturmtiefs, die bis zum Osten Großbritanniens reichen. Wenn ein starkes Tief Südnorwegen erreicht, stellt sich eine nette Nord-West-Strömung bei steigendem Druck über Schottland ein. Wenn der Jetstream über unseren Köpfen weht und steigender Druck zu stark sich schließende Wolkendecken verhindert, können die Bedingungen sehr gut sein.

In den letzten Jahren scheint das Skandinavien-Hoch bis ins späte Jahr hinein länger stabil zu bleiben als früher – und ermöglicht uns gut fliegbare Novembertage, auch wenn die Tage nur kurz sind. In den ersten zehn Tagen im November flog ich an vier Tagen und konnte 2250 km für den OLC sammeln. Das Highlight war dabei mein Versuch, den britischen Rekord über die 500 km Ziel-Rückkehrstrecke zu brechen. Um das in Schottland erreichen zu können, musste ein neuer Wendepunkt gefunden werden, Tongue, ein Dorf direkt an der Nordküste Schottlands bei etwa 58, 5° nördlicher Breite – nördlicher als hierzulande je ein Segler gewesen war.

Bei bis zu 7,5 Achteln Bedeckungs­grad und Flughöhen zwischen 1800 m und 3400 m flog ich während des Abfliegens von Wellen­kämmen etwa 190 km/h und zum Wechseln der Wellen etwa 240 km/h, um den Zeitverlust bei Sinkraten von 4 m/s und Gegenwind von 90 km/h zu minimieren. Am Ende waren Abflug und Heimkehren schwieriger als die eigentlich ausge­schriebenen Strecke. Letztendlich konnte ich mit 117 km/h den bisherigen Rekord eines Nimbus 3 um 5 km/h überbieten.

Beide Rekorde warten zwar noch auf ihre Anerkennung, aber das Potenzial der Antares ist über jeden Zweifel erhaben. Ich liebe mein neues Spielzeug!