„Ich denke, die meisten Segelflieger sind sehr konservativ eingestellt“, sagt Stefan Senger auf die Frage, warum sich Elektro-Motorsegler so relativ langsam verbreiten und lacht. „Viele beobachten erst einmal die Szene, halten an Bewährtem fest und warten erst einmal ab.“ Senger ist im Hauptberuf Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, managt „nebenher“ bereits seit sechs Jahren als erster Vercharterer überhaupt einen florierenden Betrieb mit drei Elektro-Motorseglern und ist daher prädestiniert, aus erster Hand vom Einsatz-Alltag dieser neuen Flugzeuggattung zu berichten. Vor allem sieht er das Chartern als unkomplizierte Gelegenheit für Interessierte, sich unkompliziert und „ohne Risiken und Nebenwirkungen“ mit den Vorzügen und Chancen der E-Fliegerei auseinanderzusetzen.
„Ich bin froh, dass immer mehr Flugzeughersteller diese Kategorie entdecken und den Markt mit ihren Produkten bereichern, denn Wettbewerb ist gerade bei Innovationen wichtig“, sagt Senger. So hat auch er neben zwei 2008 und 2010 beschafften Antares 20E von Lange Aviation einen doppelsitzigen Arcus E aus dem Hause Schempp-Hirth, dessen Antriebssystem bekanntlich auf dem der Antares basiert. „Neben den hervorragenden Flugeigenschaften und -leistungen war vor allem die unkomplizierte Bedienungmdes Antriebs entscheidend für die Auswahl der Flugzeuge“, betont Stefan Senger. „Das ist gerade beim Verchartern besonders wichtig!“
Manchmal bekommt es Senger auch mit kolportierten Gerüchten zu tun, die zu geringe Batterielebensdauer und mangelnde Zuverlässigkeit gerade der Stromversorgung bemängeln. „Da ist überhaupt nichts dran“, tritt er dem entschieden entgegen. Und kann dies anhand seiner Betriebsstatistiken auch belegen: Durchschnittlich fliegen die Flugzeuge etwa 500 Stunden pro Jahr, absolvieren in dieser Zeit 100 Flüge mit jeweils etwa 10 Stunden Motorlaufzeit pro Jahr. „Wir hatten in den sechs Jahren kein einziges Antriebsproblem mit den beiden Antares und nur zwei kleinere Ausfälle der Motorsteuerung beim Arcus. Außerdem gab es nur einmal eine Außenlandung bei einer Farm in Namibia, wo die Akkus problemlos über Nacht geladen werden konnten und ein Wiederstart problemlos gelang.“ Dem stünden Sengers Erfahrung nach deutlich mehr Außenlandungen mit Motorseglern gegenüber, die von Verbrennungsmotoren angetrieben werden, weil diese weit anfälliger für Störungen und Bedienfehler seien. „Natürlich sind die schieren Reichweiten nicht-elektrischer Motorsegler mit Antrieb prinzipiell größer“, schränkt Senger ein. „Man muss daher seine Flugplanung von vornherein an den Energievorrat anpassen und ein etwas anderes Fliegen praktizieren.“ Und Senger kann diese These mit Bordbuchauszügen belegen: Gerade erst kürzlich, im namibischen Winter 2013/2014 konnten mit den Antares von Bitterwasser aus etliche Tausender geflogen werden. „Für viele unserer Charterkunden sind es die ersten Tausender überhaupt, und die unkomplizierte Technik der Antares hat daran ganz sicher ihren Anteil. Vertrauen in den Antrieb ist eine wichtige Voraussetzung.“ Die pro Flug erforderliche Motorlaufzeit ist äußerst gering. Stefan Senger: „Mein persönlicher Rekord liegt bei einer Minute Motorlauf bis in die Thermik. Man kann locker mit 20 Stunden Motorzeit auf tausend Flugstunden auskommen. Bei derzeit 900 Stunden TBO kann so der Antrieb sogar die Lebensdauer der Zelle überleben.“ Für den Einsatz vom namibischen Bitterwasser aus, wohin regelmäßig im Winter durch ein Partnerunternehmen Pilotenreisen organisiert werden, gibt es jedoch eine kleine Einschränkung. „Manchmal stößt das Stromnetz an seine Grenzen, wenn drei Batteriesets gleichzeitig zu laden sind. Wir behelfen uns dann aber problemlos mit einem mobilen Generator“, betont Senger. Damit bleibt ein erfreulich schlichtes Fazit des weltweit ersten Elektro-Motorsegler-Vercharterers: „Wir bieten ein taugliches Gerät für ambitionierte Piloten an, das sich durch ausgereifte, unkomplizierte Technik einen Namen gemacht hat. Ohne Risiken und Nebenwirkungen.“ Die beiden Charterflugzeuge mit elektrischem Antrieb von Lange Aviation, Antares 20E und ArcusE, absolvierten mit den verschiedenen Piloten im Winter 2013/14 insgesamt 545 problemlose und erfolgreiche Flugstunden von Bitterwasser (Namibia) aus. Dabei wurden genau 60.444 OLC-Kilometer geflogen.